Nach über 40 Jahren: Alles klar auf der Andrea Doria – das erfolgreichste Album des Jahres 2016 stammt von Udo Lindenberg!

Baden-Baden 30.12.2016

Im Februar 1974 notierte mit „Alles klar auf der Andrea Doria“ erstmalig ein Longplayer von Udo Lindenberg und dem Panik-Orchester in den deutschen Albumcharts. Es war ihre dritte Veröffentlichung. Inzwischen kann der Panik-Panther stolze 13 Top 10-Alben sein eigen nennen, darunter drei, die es bis an die Chartspitze schafften. Mit „Stärker als die Zeit“ lässt Lindenberg 2016 die komplette Konkurrenz hinter sich! Der diesjährige Höchstwert von 18 Wochen in der Top 10 ließ es schon erahnen. Im Frühjahr verbrachte das Album drei Wochen an der Spitze der mega Album Charts – Jahresbestleistung für ein Künstleralbum 2016. Dies gelang außer ihm nur noch Andrea Berg und „Seelenbeben“ ist zufälligerweise der unmittelbare Vorgänger, den Udo Lindenberg am 7. Mai ablöste.

Damit endet eine Serie von drei Jahren, in denen ausschließlich Solosängerinnen für das Top-Album des Jahres verantwortlich waren: Helene Fischer 2013 sowie 2014 und Adele 2015. Udo ist sogar der erste Mann seit Peter Fox im Jahr 2009, der sich mit dem Titel „erfolgreichstes Album des Jahres“ schmücken darf. Der Seeed-Frontmann triumphierte 2009 ohne seine Kollegen mit „Stadtaffe“. Überhaupt ist dieses Jahrhundert bisher kein Gutes für männliche Solisten. Neben Lindenberg und Fox konnte lediglich Herbert Grönemeyer 2002 mit „Mensch“ das Top-Album des Jahres für sich verbuchen. Dreizehn mal ging dieses Privileg seit dem Millennium an Frauen oder Gruppen.

Andrea Berg ihrerseits stand dieses Jahr ganz knapp davor, erstmalig über das Top-Album des Jahres zu verfügen. Doch „Seelenbeben“ fehlen rund vier Prozentpunkte und mit 95.9% reicht es nur zum Silberrang. Aber Lindenberg, der seinerseits 40 Jahre lang auf diese Auszeichnung warten musste, zeigt, dass sich Geduld auszahlt…

Nur zwei Soundtracks finden sich in den Jahrescharts wieder. Zum einen die „Eiskönigin – Völlig unverfroren“ auf #32 und zum anderen der erfolgreichste gehört zum dritten Teil der ‚Bibi & Tina’-Verfilmungen. Peter Plate, Ulf Leo Sommer und Daniel Faust waren wieder am Werk und „Mädchen gegen Jungs“ schaffte es sogar zweimal an die Spitze der wöchentlichen Listen. Zum Jahresabschluss reichen 80.9% zum Bronzerang.

Was für ein fulminantes Comeback von Sarah Connor: Letztes Jahr auf #3 – dieses Jahr auf #4. „Muttersprache“ ist im Mai 2015 erschienen, sammelte in 2016 aber noch einmal ein Dutzend Wochen in den Top 10. Mit 72.0% schafft es ihr Album im zweiten Jahr in Folge in die Top 5!

Das Top-Album 2015 landet zum Ende des Jahres 2016 auf dem fünften Rang. Die enormen Verkaufszahlen von „25“ setzten sich zu Jahresbeginn fort. Aktuell wird die vierte Auskopplung daraus promotet. Adele liefert auf #5 das höchstplatzierte, nicht deutschsprachige Album.

Danach folgen zwei Metal-Bands. Metallica fehlen nur 0.1 Prozentpunkte um Adele zu überholen. Letztlich landet „Hardwired…To Self-Destruct“ auf #6, dicht gefolgt von einem Werk aus Dänemark. Volbeat debütierte im Juni auf der Pole Position und schließt das Jahr mit „Seal The Deal & Let’s Boogie“ auf #7 ab.

Der erfolgreichste Newcomer des Jahres, also Künstler, der vor 2016 noch keine Chartnotierung vorweisen konnte, ist das Trio AnnenMayKantereit. Das Debütalbum der Kölner „Alles nix konkretes“ stieg im März auf #1 ein und belegt mit 61.4% zum Jahresabschluss #8.

Die meisten Wochen auf #1 verbuchten 2016 die „Bravo Hits 94“ für sich. Im August notierte die erfolgreichste Compilation vier Wochen lang auf #1 und ist auf #9 das höchstnotierte Produkt von sechsen aus der ‚Bravo’-Serie, die im Jahresranking auftauchen.

Der fünfte deutsche Act innerhalb der Jahres-Top 10 stammt aus Hamburg. Die Beginner haben sich nach 13 Jahren wieder ins Studio begeben und mit „Advanced Chemistry“ ein #1-Album produziert. Zum Abschluss von 2016 reicht es zu #10 – das höchstnotierte Hip Hop-Album.

Insgesamt notieren in der Top 100 ganze 64 rein oder mehrheitlich deutschsprachige Alben. Das ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (53). Der Rest verteilt sich auf 23 englischsprachige und 13 überwiegend mehrsprachige Veröffentlichungen bzw. Compilations. Die Künstler, deren Namen am häufigsten auftauchen, sind die von Andreas Gabalier (#26, #62, #98) und Helene Fischer (#25, #31, #65). Beide konnten je drei Longplayer in der Top 100 unterbringen. Noch häufiger hingegen taucht der Name „MTV Unplugged“ auf. Gleich fünf Mitschnitte der langlebigen Konzertreihe erreichen 2016 die Jahrescharts: Westernhagen (#45), Andreas Gabalier (#62), Revolverheld (#79), Unheilig (#84) und Cro (#85).

Die Genre-Verteilung sieht wie folgt aus. Zählte 2015 noch 16 Hip Hop-Notierungen, sind es dieses Jahr derer 18. Wie gehabt eine in der Top 10. Letztes Jahr Deichkind, dieses Jahr die Beginner. Mit dem Kanadier Drake auf #66 ist es zudem keine 100% deutschsprachige Bilanz mehr wie 2015. Rockalben haben um eins auf 16 zugelegt. Aber mit Udo Lindenberg ganz oben, Metallica auf #6, Volbeat auf #7, den Red Hot Chili Peppers auf #14 und Coldplay auf #18 platzieren sich gleich fünf davon höher als das erfolgreichste Rockalbum des letzten Jahres: Frei.Wild auf #19. Schlager und Volksmusik kommen ebenfalls auf 16 Titel in der Top 100. Das ist eine Zunahme von drei Stück. Nach drei Top 10-Platzierungen in 2015 hält dieses Mal lediglich Andrea Berg die Fahne für das Genre in der Top 10 hoch.

Und zu einem der Schlageralben stellte sich die große Frage: ob es auch diesmal wieder dabei sein wird? Die Antwort lautet: ja! Helene Fischer notiert auch im siebten Jahr in Folge in der Jahres-Top 100 mit ihrem „Best Of“-Werk. Nach #9 in den Jahren 2010 und 2011 ging es 2012 auf #25 hinunter, 2013 erlangte es den besten Jahreswert mit #6. 2014 folgte noch eine Top 10-Notierung (#8). Seitdem geht es für den Sampler, der mit 315 Wochen über den drittlängsten Notierungszeitraum in der deutschen Chartgeschichte verfügt, aber abwärts. 2015 reichte es noch zu #33, diesmal steht #65 zu Buche. Eine 2017er Platzierung ist also mehr als fraglich.

Wer zuletzt lacht, lacht am besten! Stereoact und Kerstin Ott sind diejenigen, die immer (noch) lachen, denn sie landen den populärsten Hit des Jahres 2016!

Es gab zwar nur zwei Wochenlisten, in denen der Dancetrack aus Sachsen mit dem Schlagersample von Kerstin Otts „Die immer lacht“ ganz oben notierte, dennoch ist der Song, so wie Andreas Gabaliers „Hulapalu“, einer der beiden, die in allen 52 Chartwochen 2016 auftauchten. Damit sammelte das Duo Stereoact letztlich genügend Punkte, um zum Jahresende ganz oben zu stehen! Hit des Jahres 2016 ist also wieder ein Remix. Vor zwölf Monaten erhielt Felix Jaehn mit seinem Remix von „Cheerleader“ diese Auszeichnung.

Im Frühjahr lieferte sich „Die immer lacht“ einen Wettkampf mit „Faded“ von Alan Walker. Der Norweger fügte seinem ursprünglich instrumentalen Song „Fade“ den Gesang seiner Landsfrau Iselin Solheim zu und machte dem deutschen Produzententeam ein um das andere Mal die Chartspitze streitig. Insgesamt neun Mal notierte der norwegische DJ auf #1. Aber beide Songs hielten es jeweils 18 Wochen in der Top 10 aus. Letztlich fehlen „Faded“ nur zwei Prozentpunkte zum Jahressieg.

Der Sommerhit des Jahres war ebenfalls ein Remix. Das russische Duo Filatov & Karas hatte sich den Soulsong „Don’t Be So Shy“ der Französin Imany vorgenommen. Ein Dutzend Wochen dominierte der Song die Charts – solange wie zu diesem Zeitpunkt seit sechs Jahren kein anderer Hit mehr. Unterm Strich bleibt der Bronzerang in den Jahrescharts mit 94.3%.

Drei Songs halten den Jahresrekord für die meisten Wochen innerhalb der Top 10. Alle drei brachten es auf je 20 Wochen und zwei davon notieren direkt hintereinander. Imany auf #3 und „Cheap Thrills“ auf #4. Mit der Hilfe des Jamaikaners Sean Paul landete die Australierin Sia Furler den ersten #1-Hit ihrer Karriere.

Es folgt einer von zwei langlebigen #2-Hits. Ein weiterer französischer House-DJ namens Kungs veröffentlichte einen Dancetrack basierend auf dem Song „This Girl“. Ursprünglich stammte dieser aus Australien, genauer gesagt von der Gruppe Cookin’ On 3 Burners. Zwischen Mai und August verbrachte der Remix hinter Hits von Justin Timberlake, Max Giesinger und Imany neun Wochen auf #2 und verfehlte damit nur knapp die Bestmarke von 11 Wochen aus dem Jahr 1971, damals aufgestellt von Middle Of The Road. Als Trost reicht es mit knapp 70% zu #5 in den Jahrescharts.

Der Hit, der die meisten Wochen auf #3 verbrachte, ohne dabei höher zu steigen, beendet das Jahr auf #6: „Stressed Out“ war die Leadsingle aus dem vierten Studioalbum des US-Duos twenty one pilots und notierte fünfmal auf #3.

Der erfolgreichste Soundtrack-Hit des Jahres feierte seine Premiere im Mai beim ESC in Stockholm – rund ein halbes Jahr vor dem Kinostart des animierten Films ‚Trolls’. Für Justin Timberlake entwickelte sich „Can’t Stop The Feeling!“ mit vier Wochen auf #1 zu seinem größten Hit in Deutschland. Zum Jahresabschluss gibt es mit #7 auch noch eine Top 10-Platzierung.

Auch Disturbed konnten mit dem Schicksal hadern. 20 Wochen lang notierte ihr Remake des Simon & Garfunkel-Klassikers „The Sound Of Silence“ in der Top 10. Und genauso wie bei Kungs reichte es für den Rocktrack neunmal zu #2. Allerdings standen mit den Hits von Imany und Rag’n’Bone Man hier nur zwei verschiedene Songs im Weg. Doch immerhin gibt es 50 Jahre nach einer wöchentlichen Top 10-Platzierung für den Folksong (#9 im März 1966) jetzt eine Top 10-Platzierung für das Rock-Remake in den Jahrescharts: #8.

Für den Briten Rory Graham hätte das Jahr noch etwas länger dauern können. Als Rag’n’Bone Man konnte er mit seinem Debüt „Human“ so lange die Charts anführen wie seit 1990 kein anderer mehr, nämlich 15 Wochen lang. Damals landete Matthias Reim den Hit des Jahres dank 16 Wochen auf #1 mit „Verdammt‘ ich lieb‘ dich“. Der aktuelle wöchentliche Spitzenreiter von Rag’n’Bone Man beschließt das Jahr auf #9.

Abgerundet wird die Top 10 des Jahres von „Love Yourself“. Der spärlich instrumentierte Downtempo-Song ist einer von drei Hits aus Justin Biebers „Purpose“-Album, die allesamt #4 erreichten. Über das Jahr gesehen genügen vier Wochen auf dieser Position und 17 Wochen innerhalb der Top 10 für #10 im Jahresranking.

Dominiert bei den Alben deutschsprachiges Material, so gibt bei den Songs englisch den Ton an. In der Top 100 finden sich 18 deutschsprachige Songs. Immerhin einer mehr als letztes Jahr. Neben 79 englischsprachigen fallen die beiden spanischen und der albanische von Era Istrefi auf #63 auf. Das dominierende Genre sind Pop-Produktionen (46) gefolgt von Dancetracks (28), Hip Hop-Songs (12), Rockveröffentlichungen (11), den beiden R&B-Nummern von The Weeknd und Andreas Gabaliers „Hulapalu“ auf #18.

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